Lifestyle
950.000 Menschen beim Christopher Street Day in Köln
Cologne Pride 2016 - “anders Leben!â
(Quelle: Mario Graß)
GDN -
Unter dem Motto “anders Leben!“ fand am Wochenende zum 25. Mal der Christopher Street Day in Köln statt. Mit einer farbenprächtigen Parade machten die Teilnehmer/innen auf notwendige Verbesserungen der Lebenssituation von Lesben, Schwulen, Bi- und Transsexuellen in unserer Gesellschaft aufmerksam.
Mit dem Motto “anders Leben“ wollten die Veranstalter des Christopher Street Days in Köln nicht nur einen Rückblick auf den Kampf gegen Diskriminierungen und für eine vollständige rechtliche Gleichstellung sowie die gesellschaftliche Akzeptanz in den vergangenen 25 Jahren wagen, sondern auch die Frage stellen, was es 2016 bedeutet, “anders“ zu leben und zu lieben. Wie ist es um die Integration und Inklusion von Lesben, Schwulen, Bi- und Transsexuellen in Gesellschaft und Politik bestellt?
Weltweit kann der Christopher Street Day bereits auf eine fast 50jährige Tradition zurückblicken, denn am 28. Juni 1969 lehnten sich erstmals Homosexuelle in der Christopher Street in New York gegen staatliche Willkür und Polizeiterror auf (http://www.mariograss.germandailynews.com/bericht-17364/christopher-street-day.html). Ein Ereignis, das aus heutiger Sicht als die Geburtsstunde einer neuen Emanzipations- und Bürgerrechtsbewegung angesehen werden kann.
In den folgenden Jahren und Jahrzehnten entwickelte sich der Christopher Street Day zu einer weltumspannenden Veranstaltung, deren Teilnehmerzahlen sich stetig steigerten. Während 1991 in Köln nur einige hundert Teilnehmerinnen und Teilnehmer gegen gesellschaftliche Diskriminierung und für die Akzeptanz ihrer Lebensform demonstrierten und nur wenige tausend Besucherinnen und Besucher den Straßenrand säumten, wuchs der Christopher Street Day innerhalb der folgenden Jahre zu einem Großereignis der Domstadt an, zählte heute nach Karneval und Ringfest zu den drei größten Veranstaltung in der Rheinmetropole und einem der größten Events dieser Art in Europa, das in diesem Jahr fast eine Millionen Besucher anlockte.
Mit einem großen Rahmenprogramm (über 100 Veranstaltungen), welches sich über einen Zeitraum von zwei Wochen erstreckt hat und dessen Höhepunkt das abschließende CSD-Wochenende bildete, wurde der diesjährige Christopher Street Day begangen. Bei der abschließenden Demonstration durch die Kölner Innenstadt brachten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Lebensfreude und Stolz zum Ausdruck und verknüpften dies mit politischen Forderungen, in denen sich drängende Themen zur weiteren Verbesserung der Lebenssituation von Lesben, Schwulen, Bi- und Transsexuellen in unserer Gesellschaft spiegelten.
In verschiedener Form wurde an die Toten des Anschlags in Orlando, dem vor wenigen Wochen 49 Menschen in einem Nachtclub zum Opfer fielen, erinnert. Mit Aufschriften wie “We are Orlando“ auf ihren Plakaten bekundeten die Demonstrationsteilnehmer ihre Solidarität oder trugen Schilder mit den Gesichtern und Namen der Opfer durch die Kölner Innenstadt.
Auch wenn sich in der Vergangenheit in manchen Ländern einiges zum Guten entwickelt hat, bleibt in vielen Regionen der Erde das Leben als Schwuler, Lesbe, Bi- oder Transsexueller äußerst beschwerlich oder sogar gefährlich. Hierauf wurde im Rahmen der Demonstration wiederholt aufmerksam gemacht und beispielsweise die Forderung gestellt, aufgrund ihrer Sexualität verfolgten oder benachteiligten Menschen Asyl in Deutschland zu gewähren.
Doch auch in Deutschland sind zweifellos noch Defizite, was die Akzeptanz und Gleichbehandlung von Lesben, Schwulen, Bi- und Transsexuellen betrifft, festzustellen. “Alleine der Umstand, dass schon der Gesetzgeber auch heute noch Diskriminierungen aktiv schürt, indem Gesetze auf Grund von “Bauchgefühlen“ nicht geändert werden und damit einem diskriminierungsfreien und selbstbestimmten Leben entgegenstehen oder aber auch weiterhin eine Rehabilitierung der nach dem alten § 175 StGB verurteilten LSQBTIs (lesbisch, schwul, bi-, trans- und intersexuell) aussteht, zeigen Defizite im legislativen Rechtsstaatsbewusstsein auf, welche dringend überholt und angepasst gehören“, heißt es in einer Pressemitteilung der Veranstalter.
Auch die jüngsten Erfolge rechtsgerichteter und menschenrechtsfeindlicher Parteien sowie Pressemeldungen und Erfahrungsberichte zeigen, dass gesamtgesellschaftlich zwar schon vieles bewegt werden konnte, Diskriminierungen und Stigmatisierungen jedoch auch weiterhin auf der Tagesordnung anders liebender Menschen stehen. “Anders leben“ ist damit offenbar in der Gesellschaft ein weiterhin von Befremdung und Angst geprägtes Bild des Zusammenlebens, das es weiterhin zu verändern gilt.
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